von Niklaus Blaser, interimistischer Manager und Unternehmensberater und Katrin Juntke, systemische Organisationsentwicklerin
Fortschrittliche Unternehmen haben den Stellenwert des betrieblichen Gesundheitsmanagements BGM erkannt. Mit der Homeoffice-Welle durch die Pandemie wurden viele der umgesetzten, guten Ideen stark limitiert. Als Beispiele seien hier Firmensport oder auch nur der Früchtekorb im Büro genannt.
Das Arbeiten im Homeoffice stellt für das BGM neue, bisher nicht gekannte Herausforderungen: beispielsweise suboptimale Voraussetzungen hinsichtlich Sitzmöglichkeiten, Abgrenzungsprobleme zwischen Privat- und Arbeitszeiten oder nahtlos aneinandergehängte Videokonferenzen, welche bisherige minimale Bewegungszeiten von Büro zu Sitzungsräumen eliminieren. Es besteht daher vielerorts Handlungsbedarf beim BGM.
Eine einfache, zielführende Massnahme kommt wie bei vielen anderen Covid-19-getriebenen Themen aus der Digitalisierung. Mit der Einführung einer digitalen BGM-App werden viele der neu mit dem Homeoffice hinzugekommenen Themen angesprochen: weniger körperliche Aktivität, schlechte Ernährung, Probleme beim «Abschalten» und aufgrund der limitierten Kommunikation ein erhöhter Stresslevel, Ängste und sogar Burn-out-Risiken. Mitarbeitende sind neuen gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt – es besteht also Handlungsbedarf.
Aktuell stehen auf dem Markt mehrere DBGM-Apps zur Verfügung. Diese nehmen einerseits Themen der Arbeits¬hygiene und der Arbeitsplatzergonomie im Homeoffice auf, bieten weiter Anleitungen für die Erhaltung der Beweglichkeit, zu Atemübungen, Pilates oder zur Augenentspannung. Zusätzlich bieten diese Apps einen positiv besetzten Kommunikationskanal zur Belegschaft, die in hybrider Form arbeitet. Das stärkt schlussendlich die Unternehmenskultur.
Verzahnt man zudem diese digitalen Möglichkeiten mit den bisherigen, meist analog ausgestatteten Angeboten, ergibt sich die Möglichkeit, neue Zielgruppen und dadurch neue Interessenten für BGM-Themen anzusprechen und zu gewinnen.
Als Insellösung positionierte Ansätze werden nach kurzer Zeit von den Mitarbeitenden als wenig attraktiv erachtet. Dadurch nimmt die Nutzung ab. Wird jedoch von Beginn an auf eine integrative Lösung zum bestehenden BGM geachtet, ist diese Gefahr klein.
Bei der Einführung neuer digitaler, hybrider Massnahmen ist es daher vorteilhaft, das gesamte BGM-System einer Bestandesanalyse zu unterziehen. Damit besteht die Chance, allfällige bestehende Lücken gleichzeitig abzudecken. Dies führt automatisch zu einem Anforderungspflichtenheft, mit welchem es leichter fällt, das richtige Angebot im Markt zur Realisierung auszuwählen.
Wichtigste Komponente bei der Einführung ist jedoch die konzertierte Kommunikation mit einem prägenden Kick-off-Event. Ziel soll sein, möglichst viele Mitarbeitende für die Installation der App zu motivieren sowie aufgrund von Nutzerfeedback und Aktivitätsmessungen das Angebot ständig zu verbessern.
Zieht man die im operativen Geschäft aufgrund von Ausfällen von Mitarbeitenden generierten Probleme (und die dadurch entstehenden Kosten) in Betracht, rechnet sich eine Anpassung der Aktivitäten im BGM für ein Unternehmen.
Zusammen mit den Soft-Factors-Mitarbeitermotivation, Mitarbeiterbindung und Unternehmenskultur verbessert sich der «Return on Investment» zusätzlich. All das sind Themen, welche den HR-Aufgabenbereich überspannt. Die Geschäftsleitung ist gefordert.
Niklaus Blaser ist interimistischer Manager und Unternehmensberater. Er hat sich auf Digitale Business Transformation und Innovation spezialisiert. www.niklausblaserinside.ch, www.cyladexperts.com
Katrin Juntke ist systemische Organisationsentwicklerin. Sie begleitet Mitarbeitende bei beruflichen Neuorientierungen und coacht Organisationen bei Veränderungsprozessen. www.katrinjuntke.ch
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