Frisches Obst, ergonomische Büromöbel, Beteilung an Fitnessangeboten. «Darf es noch ein bisschen mehr sein?» ist man da geneigt zu sagen. Doch Halt: Jeder in die Gesundheitsförderung der Mitarbeitenden investierte Franken zahlt sich doppelt und dreifach aus. Denn gesunde Mitarbeitende leisten mehr, fehlen seltener und haben mehr Spass an der Arbeit. Was will man in einem KMU mehr und wie schafft man dies?
Die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz ermittelt seit 2014 den Job-Stress-Index. Darin wird das Verhältnis von bestimmten Arbeitsbelastungen und Arbeitsressourcen abgebildet. Belastungen im Arbeitskontext können zum Beispiel Zeitdruck, Konflikte, Unklarheit bezüglich Arbeitsaufgaben oder Überforderungen sein. Unter Ressourcen werden Themen betrachtet wie Wertschätzung am Arbeitsplatz, Ganzheitlichkeit der übertragenen Aufgaben verbunden mit einem grossen persönlichen Handlungsspielraum oder das unterstützende Verhalten der Vorgesetzten. Rund 1/3 der Befragten gibt an, sich im kritischen roten Bereich zu befinden, knapp die Hälfte sieht sich im sensiblen orangen Bereich. Das heisst, die belastenden Faktoren drücken mehr als die entlastenden Ressourcen frische Energie bringen. Vor 10 Jahren sahen dies «erst» ein Viertel der Befragten so düster. Das Verhältnis der Gruppe im sensiblen Bereich ist unverändert.
Von Michael Meier, Schulleiter der Teilschule Wirtschaft sowie Dozent an der ibW Höhere Fachschule Südostschweiz
Auswirkungen eines hohen Job-Stress-Index
Wer mehr Belastungen als Ressourcen am Arbeitsplatz erlebt, berichtet auch eine geringere Arbeitszufriedenheit und fühlt sich weniger emotional mit dem Unternehmen verbunden. Die Kündigungsabsicht steigt. Weiter nehmen sogenannte «Irritationen» zu. Dazu gehören psychosomatische Beschwerden verbunden mit einem allgemein schlechteren Gesundheitszustand, Rückenschmerzen, Nervosität, Reizbarkeit, Nacken-Verspannungen, Schlafstörungen oder Kopfschmerzen und Migräne. In der Folge steigen die Fehlzeiten am Arbeitsplatz und die Kosten für die Wirtschaft. Das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO geht in seiner aktuellen Studie davon aus, dass der arbeitsbezogene Stress die Schweizer Wirtschaft rund 6,5 Mrd. CHF pro Jahr kostet!
Vorbeugen ist besser als heilen
Hippokrates prägte diesen Satz schon 400 v.Chr. Und die Aussage ist auch heute noch von grosser Bedeutung. Gerade KMU sind hier im Vorteil: Sie sind flexibler als Grossunternehmen, haben kürzere Entscheidungswege und einen engeren Bezug zu den Mitarbeitenden. Wenn in solchen Betrieben die Chefetage ernsthaft eine Kulturveränderung einleiten, an den Werten arbeiten und ein «Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)» implementieren will, können sie in aller Regel innert kürzester Zeit erste Erfolge feiern. Und abgesehen davon ist die Unternehmung auch von Gesetzes wegen obligatorisch verpflichtet, nicht nur für die Arbeitssicherheit seiner Mitarbeitenden, sondern auch für deren Gesundheit zu sorgen.
Hier finden Unternehmen Unterstützung
In der Schweiz verfügen fast alle Kantone über ein Forum BGM. Empfehlenswerte Webseiten zu etalierten Organisationen in unserer Region sind dabei www.bgm-ostschweiz.ch, www.gesundheitsfoerderung.ch und www.friendlyworkspace.ch. Die Foren unterstützen die Betriebe kostenlos bei der Einführung und Umsetzung von gesundheitsförderlichen Massnahmen am Arbeitsplatz.
Das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) umfasst die systematische Optimierung relevanter Faktoren für die Gesundheit im Betrieb. Es schafft mittels Anpassung von Strukturen und Prozessen im Unternehmen günstige Bedingungen für die Gesundheit der Mitarbeitenden und trägt so zum Erfolg des Unternehmens bei. BGM erfordert die Beteiligung aller Personengruppen im Unternehmen, ist in dessen Management integriert und kommt in seiner Kultur zum Ausdruck.
Gesundheitsmanagement im KMU aufbauen
Ein KMU-Gesundheitsmanagement aufzubauen ist deutlich unkomplizierter als allgemein angenommen. Erfahren Sie in sechs Abend-Sequenzen, wie Sie Schritt-für-Schritt vorgehen können, um in kurzer Zeit ein einfaches aber effektives, betriebliches Gesundheitsmanagement aufbauen und implementieren können.
Details unter
www.ibw.ch, Stichwort «BGM»
Bild: zVg