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Marketing als Beruf – Wunsch und Realität

Veröffentlicht am 26.07.2013
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Jobs im Marketing sind nach wie vor sehr begehrt. Die Ausstrahlung ist gross – Weiterbildungsangebote boomen. Es gibt aber grosse Unterschiede zwischen Wunschvorstellung und Praxisalltag.
Von Fabio Aresu*
 
Für viele junge Leute ist ein Job im Marketing ein Traumberuf. Den ganzen Tag an coolen Ideen tüfteln, kreativ sein und tolle Leute treffen – so sieht die Vorstellung oftmals aus. Aus
diesem Grund finden auch die zahlreichen Aus- und vor allem Weiterbildungsangebote grossen Zulauf. In der Realität sieht dann der Job oftmals ganz anders aus: meistens geht es um Zahlen, Organisation und Controlling.
 
Die Macht der Konsumenten
Die Anfänge des klassischen Marketings, wie wir es heute kennen, haben ihren Ursprung in den USA nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Mittelstand kam zu einem gewissen Wohlstand. Das Angebot überstieg erstmals die Nachfrage. Produkte verkauften sich nicht mehr von allein, sondern mussten aktiv angepriesen werden. Dies hatte grosse Auswirkungen auf Produktentwicklung, Distribution, Preisgestaltung und Werbung. Kosten mussten gesenkt, effizientere Vertriebswege gesucht und neue Zielgruppen angesprochen werden. Diese
Grundsätze sind bis heute die gleichen geblieben.
 
Nicht zu verwechseln mit Werbung
Der nach aussen sichtbarste Teil des Marketings ist die Kommunikation oder die Werbung. Obwohl sie im gesamten Ablauf nur etwa einen Viertel ausmacht, wird heute Marketing oftmals mit Werbung verwechselt. Und deshalb erwarten auch viele Marketingaspiranten, hauptsächlich Werbekampagnen entwickeln zu können. In der Praxis wird aber genau dieser Teil zum grössten Teil an PR- und Werbeagenturen ausgelagert.
 
Zahlenlastiger Alltag
Die Praxis sieht oft so aus, dass betriebswirtschaftliche Abläufe berechnet und Kooperationen mit Partnern ausgehandelt werden müssen. Der Anteil an schriftlichen Protokollen, um Prozesse zu definieren und Resultate zu kontrollieren, ist sehr hoch. Eine betriebswirtschaftliche Grundausbildung ist oftmals die nötige Grundlage, um die Zusammenhänge zu verstehen und die richtigen Entscheidungen zu treffen.
 
Marketing ist Denkhaltung
Die Anforderungen in den einzelnen Disziplinen sind in den letzten Jahren markant gestiegen, das geforderte Detailwissen kann eine Person nicht mehr allein vereinen. So ist es ein Trend, die wichtigsten Marketingentscheidungen nicht mehr einer Person oder Position allein zuzuteilen, sondern einem Gremium, dem Kader-Mitarbeiter aus allen Teilen der Unternehmung angehören. Geblieben ist die Denkhaltung, sämtliche Prozesse und Entwicklungen auf den Markt auszurichten. Bleiben wird wohl auch noch einige Zeit die Beobachtung, dass, wer Marketing sagt, eigentlich Werbung oder Marketing-Kommunikation meint – und die Situation, dass der Arbeitsalltag mit allgemein vorherrschenden Berufsvorstellungen  oft nicht viel gemeinsam hat.
 
* Fabio Aresu ist Markenarchitekt, Dozent für Wirtschaftskommunikation und Geschäftsführer der Markenkern AG, einer spezialisierten Kommunikationsagentur in Chur, info@markenkern.ch, www.markenkern.ch