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Mammutaufgabe alleinerziehend sein

Veröffentlicht am 23.12.2024
Mammutaufgabe alleinerziehend sein
Getrennt, geschieden, verwitwet oder von Anfang an allein mit Kind: Einelternfamilien entstehen aus unterschiedlichen Gründen. Manchmal ganz bewusst. In der Schweiz gibt es gemäss dem Bundesamt für Statistik rund 190 000 Einelternfamilien. Alleinerziehende sind besonderen Belastungen ausgesetzt und müssen viele Interessen unter einen Hut bringen.
Von Meret Thöny, Sozialarbeiterin BSc und Fachperson sexuelle Gesundheit in Bildung und Beratung der Fachstelle Adebar.

Alleinerziehende Mütter bilden die Mehrheit der Einelternfamilien. Die Geschichten hinter Einelternfamilien sind facettenreich und sehr unterschiedlich. Gemeinsam tragen Alleinerziehende die ganze Last der Verantwortung. Hinzu kommen weitere Zusatzbelastungen, welche an den Ressourcen zehren, wie die Krankheit eines Kindes, berufliche Weiterentwicklung, Existenzängste oder finanzieller Druck.
Im Falle einer Trennung gilt es, nebst der Neugestaltung der Elternschaft, zahlreiche administrative sowie rechtliche Fragestellungen zu lösen. Beispielsweise die Klärung der Wohnsituation, Regelung der Kinderbetreuung oder die Festlegung der Unterhaltszahlungen.
 
Glanzleistung Vereinbarkeit
Der Spagat zwischen Familie und Beruf ist nicht leicht; insbesondere mit Kindern im Kindergarten und Grundschulalter kann diese Vereinbarkeit herausfordernd sein. Dies zeigt sich beispielsweise bei der Suche nach bezahlbaren Kinderbetreuungsplätzen, der fehlenden Verträglichkeit von unregelmässigen Arbeits- mit den Betreuungszeiten oder bei der Organisation der Kinderbetreuung während den Schulferien.
Arbeitgebende können Rahmenbedingungen schaffen, damit auch Alleinerziehenden die Vereinbarkeit gelingt. Hierzu zählen beispielsweise Jahresarbeitszeit oder Gleitzeit, Möglichkeit von Homeoffice, Jobsharing, Kauf von Zusatzferien oder die Zurverfügungstellung von Fremdbetreuungsmöglichkeiten. Lässt sich die Arbeit nur schwer mit den Familienpflichten vereinbaren, so gilt es, das Gespräch mit der vorgesetzten Person zu suchen. Schwierigkeiten heisst es anzusprechen, Erwartungen und Rahmenbedingungen zu klären. Im Verlauf dieser Gespräche können konkrete Verbesserungsvorschläge oder Lösungsmöglichkeiten vorgebracht und diskutiert werden. Kreative und unkonventionelle Wege können zum Gelingen der Vereinbarkeit beitragen. Das sind Fähigkeiten, welche Alleinerziehende perfektioniert haben.
 
Augen auf bei der Altersvorsorge
Altersarmut ist weiblich, auch im Jahr 2024. Auf der Verlierendenseite stehen jene Personen, deren Erwerbsbiografie von Teilzeitarbeit oder Unterbrüchen geprägt sind, die keine weitere Sprosse der Karriereleiter erklimmen konnten oder einen tiefen Lohn erhalten. Frauen leisten nach wie vor den grössten Anteil an unbezahlter Erziehungs- und Betreuungsarbeit (Care-Arbeit). Eine gesellschaftlich relevante, aber weder in der privaten noch beruflichen Vorsorge monetär honorierte Arbeit. Besonders bei alleinerziehenden Frauen können deshalb schnell Lücken in der Altersvorsorge entstehen.
Es gilt Erwerbsunterbrüche so kurz wie möglich zu halten und sich bei der zuständigen Ausgleichskasse über Beitragslücken bei der AHV zu informieren (Auszug des individuellen Kontos). Fehlende Beiträge können rückwirkend bis zu fünf Jahren ausgeglichen werden. In diesem Zusammenhang kann auch eine Anpassung der Erziehungsgutschriften der AHV sinnvoll sein. Dieses fiktive Einkommen dient als Kompensation für die Erziehungsarbeit von Eltern. Wer mehr Erziehungsarbeit leistet, soll auch mehr Gutschriften erhalten.
Im Hinblick auf die Altersvorsorge raten Fachpersonen dazu, eine Erwerbstätigkeit von mindestens 60 bis 70 Prozent, gerechnet auf ein ganzes Erwerbsleben, anzustreben. Auch die Eröffnung eines Säule-3a-Kontos wird empfohlen, selbst, wenn nur geringe Beiträge einbezahlt werden können.
Faire Altersrenten für Frauen, welche die Deckung der minimalen Lebenskosten garantieren, sind leider noch keine Selbstverständlichkeit. Es lohnt sich, frühzeitig ein Augenmerk auf das voraussichtliche Altersguthaben zu werfen, um eigenverantwortliche Entscheidungen zu treffen.
Alleinerziehende Eltern sehen sich mit vielfältigen Herausforderungen und Mehrfachbelastungen konfrontiert. Alleinerziehende benötigen kein Mitleid, sondern Respekt, Wertschätzung sowie Rahmenbedingungen, welche sie in ausserordentlichen Zeiten unterstützen. Alleinerziehende Elternschaft ist eine Mammutaufgabe und die involvierten Eltern vollbringen täglich Unglaubliches.

Fachstelle Adebar – kompetente Beratung
Die Fachstelle Adebar für sexuelle Gesundheit und Familienplanung Graubünden berät in Arbeitsrecht, Schwanger- und Elternschaft, Verhütung, pränataler Diagnostik sowie Kinderwusch.
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