Die positive Gestaltung der wirtschaftlichen Entwicklung im Kanton Graubünden wird eine grosse Herausforderung. Die demografischen Veränderungen werden im Bergkanton ihre Auswirkungen haben – aber auch Chancen bringen. Eine Schlüsselrolle kann dabei der älteren Generation mit ihrem grossen Erfahrungsschatz im Austausch mit der Jugend zukommen.
von Johannes Flury
Die Entwicklung des Kantons Graubünden mit seiner Wirtschaft, seiner Kultur und seiner Gemeinschaft steht vor einer schwierigen Wegstrecke. Einerseits nimmt die Zahl der schulpflichtigen Kinder und der Jugendlichen, die ihre obligatorische Schulzeit beenden, immer noch ab. Gemeindeschulen, Mittelschulen und Lehrbetriebe sind von dieser Entwicklung direkt betroffen. Ein zum Teil sehr schmerzlicher Anpassungsprozess ist im Gang, viele Gemeinden, welche ihre Schule aufgeben mussten, können dies bestätigen. Lehrstellen bleiben unbesetzt, und die Bündner Mittelschulen kämpfen um jeden Schüler und jede Schülerin. Das hat Auswirkungen auf die Sprachenlandschaft Graubündens, aber auch auf den hiesigen Arbeitsmarkt.
Erfahrungen nutzbringend einsetzen
Auf der andern Seite verändert sich die Alterspyramide vor allem in den abgelegenen Talschaften und Dörfern kontinuierlich. Die «Alten» nehmen zu und bestimmen zunehmend, auch optisch, das Leben in den Dörfern. Diese Entwicklung darf aber nicht allein negativ gezeichnet werden. Die heutige Pensionierten–Generation ist viel gesünder und leistungsfähiger, als dies noch vor zwei Generationen der Fall war. Sie hat sich in ihrem Berufsleben einen grossen Erfahrungsschatz erarbeitet, der nun nutzbringend eingesetzt werden kann. Dieser Aufgabe widmen sich verschiedene Organisationen – unter anderen auch Innovage. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, beratend und begleitend tätig zu werden, wo Institutionen die Mittel nicht haben, um sich eine bezahlte Beratung und Begleitung zu leisten. Erfreulich, dass dieser Ansatz auch in Graubünden greift.
Organisation für lebenswerten Kanton
Eine weitere Organisation, die sich neben vielen anderen Themen auch mit dem wirtschaftlichen Ergehen im Kanton befasst, ist Pro Raetia. Sie versucht dabei, auch generationenübergreifende Prozesse durchsichtig zu machen und das Gespräch zwischen Alt und Jung zu fördern. Eine in Kürze erscheinende Online-Zeitung (www.raetiapublica.ch) wird sich verschiedenen Fragen widmen, damit Graubündens Probleme, aber auch seine Chancen offen angesprochen und erkannt werden und die hier lebenden und arbeitenden Menschen eine Zukunft haben.
«Kranke» Dörfer könnten so zu einem Labor werden, wo Formen des Gesprächs und die Weitergabe des Wissens zwischen den Generationen ausprobiert werden können, und wer weiss: In diesem Prozess der Weitergabe würden nicht wenige Klischees übereinander sich in Nichts auflösen.
Johannes Flury ist Präsident der Lia Rumantscha und von Pro Raetia.
www.innovage.ch:
Innovage – das sind pensionierte oder kurz vor der Pensionierung stehende Führungs- und Fachleute, die ihre Erfahrung und ihr Wissen unentgeltlich und generationenübergreifend zur Verfügung stellen.
www.pro-raetia.ch:
Die Pro Raetia bietet einen Ort des Dialogs, wo Berg- und Talregionen über ihre Chancen und Herausforderungen sprechen und verschiedene Menschen miteinander ins Gespräch kommen können.