Payrolling ist eine interessante Möglichkeit für Unternehmen, das Personal optimal einzusetzen. Das Auslagern von Personal zu spezialisierten Dienstleistern ist jedoch nicht mit der Zusammenarbeit mit einer Temporärfirma zu vergleichen – denn der Betrieb sucht seine Mitarbeitenden nach eigenen Qualitätskriterien aus. Das Angestelltenverhältnis läuft dann aber über den Payroller. Das bringt Vorteile für Unternehmen und Personal.
von Miklós Gosztonyi
Wer steht auf der Gehaltsliste? Das ist eine zentrale Frage beim Payrolling, denn dabei geht es um Auslagerung von Personal zu Dienstleistern, den sogenannten Personalverleihern. Das heisst, Arbeitnehmer werden nicht mehr von ihrem eigentlichen Auftraggeber beschäftigt, sondern von einem Personalvermittler. Für den Kunden ergeben sich dadurch verschiedene organisatorische und finanzielle Vorteile.
Herkunft des Begriffs «Payrolling»
Payrolling stammt aus dem Englischen und geht auf die Gehaltsliste beziehungsweise die Lohn- und Gehaltsabrechnung (Payroll) zurück. Diese gibt an, welche Mitarbeiter von einem Unternehmen angestellt und bezahlt werden. Die Bezahlung beinhaltet grundsätzlich auch Lohnnebenkosten wie Sozialversicherungen. Beim Payrolling kommt diese Gehaltsliste gewissermassen «ins Rollen». Personal, das vom eigentlichen Arbeitgeber, dem Kunden, rekrutiert wird, erhält einen Arbeitsvertrag bei einem Dienstleister. Die Arbeitskräfte, die auf diese Weise angestellt sind, werden dann dem eigentlichen Auftraggeber überlassen.
Payrolling im Detail
Das Prinzip des Payrollings erklärt sich am besten an einem Beispiel. Eine fiktive Firma ist im Hotelgewerbe tätig und damit in einer Branche, die saisonalen Schwankungen unterworfen ist. Infolge der variierenden Auftragslage ist es schwierig, mit einem dauerhaft festen Personalstamm zu planen. Stattdessen ist es ökonomisch wesentlich sinnvoller, flexibel auf die jeweiligen Belastungs-spitzen reagieren zu können. Diese treten zum Beispiel im Sommer und in den Wintermonaten auf. Daraus folgt, dass Personal nur für bestimmte Zeiträume benötigt wird. Nun könnte die Firma auf die Dienste einer Temporärfirma zurückgreifen. Der Arbeitnehmerüberlassung liegt jedoch ein anderes Prinzip zugrunde. Im Gegensatz zum extern angewor-benen Personalstamm einer Temporär-firma werden die Arbeitnehmer beim Payrolling selbst rekrutiert. Der Kunde sucht gemäss seinen Erfahrungen Personal aktiv aus, das für eine Zusammenarbeit geeignet ist. Dieses wird jedoch nicht direkt bei der Firma beschäftigt, sondern an einen Payroller übergeben. Dieser tritt für die Zeit der Beschäftigung als Arbeitgeber auf und übernimmt alle anfallenden Lohnzahlungen inklusive der Versicherungen und Nebenkosten. Ebenso ist der Kunde von allen administrativen Verpflichtungen entbunden, dazu gehören unter anderem das Einholen von Arbeitsbewilligungen und die Lohnabrechnung. Dennoch steht das eigenständig rekrutierte Personal für die anfallenden Tätigkeiten dem Kunden vollumfänglich zur Verfügung. Die Abrechnung mit dem Dienstleister erfolgt je nach vertraglicher Vereinbarung am Ende eines Monats, eines Jahres oder am Ende eines Projekts. Der Payrolling-Anbieter hat dabei als tatsächlicher Arbeitgeber die Pflicht, alle gesetzlichen Bestimmungen einzuhalten. Aufgrund der saisonal schwankenden Auftragslage ist das Payrolling in den Branchen Bau, Gastronomie und Bürowesen häufig zu finden. Grundsätzlich ist es für jeden Arbeitgeber interessant.
Vorteile des Payrolling
Verschiedene Faktoren machen das Payrolling für Arbeitgeber interessant. Der häufigste Grund für die Zusammenarbeit mit einem entsprechenden Vermittler ist der flexible Personalbestand. Ohne grossen Aufwand können zusätzliche Arbeitskräfte im eigenen Betrieb eingesetzt werden. Zugleich sparen Unternehmen die Mehrkosten für den administrativen Aufwand. Gerade mittlere und kleine Betriebe spüren diese Entlastung deutlich. Im Gegensatz zum professionell aufgestellten Payrolling-Dienstleister bedeutet der bürokratische Aufwand für kleine Verwaltungen deutliche Mehrarbeit, die letztlich in Zusatzkosten mündet. Diese fallen durch Synergieeffekte bei professionellen Personalvermittlern nicht an. Ebenso entstehen keine zusätzlichen Kosten für Versicherungen aufseiten des Kunden. Oft profitieren diese zudem von günstigeren Tarifen, zu denen der Verleiher das Personal beschäftigt. Damit ergeben sich zusätzliche Möglichkeiten, die Lohnkosten insgesamt zu senken und umzuverteilen. Kunden schätzen ausserdem den Zeitgewinn bei der Personalplanung. Im Idealfall werden administrative Tätigkeiten auf ein Minimum beschränkt, sodass sich der Betrieb voll auf sein Kerngeschäft konzentrieren kann.
Nicht zuletzt bietet das Payrolling auch für das Personal einen interessanten Vorteil: Die Übernahme in den ent-leihenden Betrieb ist jederzeit möglich. Viele Unternehmen haben sich auf diese Weise sukzessive einen insgesamt grösseren Personalbestand aufgebaut – ausgehend von gesteigerten Umsätzen durch flexible Bestandsplanung.
Miklós Gosztonyi ist Geschäftsführer bei Swissjobmatching GmbH in Chur
Telefon 081 250 28 33, www.swissjobmatching.ch
Bildlegende: Branchen mit saisonalen Schwankungen setzen auf Payrolling. Bild Archiv Somedia