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Bei Überforderung aktiv werden

Veröffentlicht am 16.04.2018
Bei Überforderung aktiv werden
Die Folgen von Überforderung sind sowohl für das berufliche wie das familiäre Umfeld belastend. Umso wichtiger ist es, die Zeichen zu erkennen und rechtzeitig Gegensteuer zu geben. Mit einigen Vorkehrungen und der Fokussierung auf das Wesentliche können Notsituationen entschärft werden – zum Vorteil des potenziell Betroffenen wie auch für den Arbeitgebenden.
von Claudio Cottiati
 
Plötzlich steht einem das Wasser gefühlt bis zum Hals, am liebsten würde man den Bettel hinwerfen, aufstehen und gehen. Geht aber nicht. Jeder fühlt sich irgendwann einmal überfordert – ohne dadurch jedoch beeinträchtigt zu werden. Wenn jedoch ernsthafte Anzeichen für Überforderung zu erkennen sind, gilt es zu handeln und Gegensteuer zu geben – je früher, desto besser.
Überforderung ist inzwischen ein in fast allen Branchen und Berufen verbreitetes Phänomen. Ein grosser Teil der Arbeitnehmer hat kurzzeitig oder sogar dauerhaft das Gefühl, den Anforderungen und der Arbeitslast nicht mehr gewachsen zu sein. Die Folge ist meist eine noch grössere Belastung, da falsch auf die Situation reagiert wird.
 
Folgen der Überforderung bekämpfen
Erwiesen ist, dass Berufstätige zwischen 30 und 40 Jahren unter einer Doppelbelastung leiden, da oft in dieser Lebensphase die Familiengründung mit wichtigen Karriereschritten zusammenfällt. Schnell entsteht aus diesem Stress Unzufriedenheit in der beruflichen Tätigkeit. Man fühlt sich in dem aktuellen Arbeitsumfeld nicht mehr wohl. Die Arbeit macht keinen Spass mehr, sondern wird mehr und mehr zur Überforderung. Ein Zustand dauerhafter Unzufriedenheit hinterlässt seine Spuren in der Psyche. Depressionen sind die Folge. Aufgrund der stetig steigenden Arbeitslast und des zunehmenden Zeitdrucks arbeiten manche Menschen unter dem ständigen Gefühl der Überforderung.

Bei einer Überforderung können plötzliche Müdigkeit, Magenschmerzen, Schwindel, Ohnmachtsgefühle, Ausweglosigkeit, hohe Fehleranfälligkeit, Panikattacken, ständiges Weinen oder sogar Angstzustände die Folge sein. Wichtig ist, die Symptome richtig zu deuten, frühzeitig Gegenmassnahmen einzuleiten, die Situation zu akzeptieren, wie sie ist und nicht in Selbstmitleid zu versinken oder in die Opferrolle zu fallen.

Hilfreich ist es auch, eine To-do-Liste zu erstellen, ohne an die nächste anstehende Tätigkeit oder die Termine des nächsten Tags zu denken. Prioritäten sind dabei so zu setzen, dass diese Schritt für Schritt abgearbeitet werden können – so kommen keine Überforderungsgefühle mehr auf. Andererseits arbeitet man automatisch konzentrierter, effizienter und damit auch schneller. Der Aufgabenberg wird schlussendlich viel früher erledigt sein als gedacht.
 
Das Selbstvertrauen stärken
Die To-do-Liste liefert den optimalen Überblick über alle anstehenden Aufgaben. Mit einem Filzstift oder Textmarker lassen sich alle jene Tätigkeiten markieren, die allenfalls delegiert werden können. Teams sind schliesslich auch dazu da, sich in Notsituationen gegenseitig unter die Arme zu greifen.
Zudem ist das Delegieren von Aufgaben kein Zeichen von Schwäche, sondern allenfalls eines des Vertrauens in andere Personen. Vielleicht gibt es ja auch die eine oder andere Aufgabe auf dieser Liste, welche getrost auf später verschoben oder sogar ganz gestrichen werden kann.

Wichtig ist dabei, das eigene Selbstbewusstsein zu stärken. Die Überforderung entsteht in der Regel im Kopf, sie resultiert aus Ängsten oder Minderwertigkeitskomplexen. Je besser es einem Betroffenen gelingt, sich selbst und seinen Fähigkeiten zu vertrauen, umso weniger wird er aus der Bahn geworfen.
 
Lernen, Nein zu sagen
Sowohl dem Arbeitgeber wie auch dem Arbeitnehmer kommt es zugute, wenn dieser das optimale Mass an Arbeit hat, um effektiv und konzentriert arbeiten zu können. Niemand wird fürs Nichtstun bezahlt, doch durch eine Überforderung werden Mitarbeiter unkonzentriert, unproduktiv und fehleranfällig.

Jeder Mensch hat allerdings unterschiedliche Belastungsgrenzen, und so ist ein zusätzliches Projekt für den einen Arbeitskollegen kein Problem, während es den anderen an die Grenze der Überforderung bringt. Ein Arbeitgeber kann leider keine Gedanken lesen. Daher ist es am Mitarbeitenden, Grenzen zu erkennen und auf deren Einhaltung zu achten. Das bedeutet eben auch, einmal Nein zu sagen, wenn etwas zu viel wird. Jedenfalls ist es wichtig, die Überforderung zu erkennen und zu akzeptieren.
 

Claudio Cottiati ist Leiter Einsatzprogramme beim Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit Graubünden Kiga, Grabenstrasse 9, 7000 Chur, Telefon 081 257 30 71
www.kiga.gr.ch, claudio.cottiati@kiga.gr.ch
 
 
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