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Respekt und Gleichbehandlung am Arbeitsplatz

Veröffentlicht am 30.11.2021
#positivarbeiten
In der Schweiz ist der grösste Teil aller Menschen mit HIV berufstätig; die meisten von ihnen sind vollzeitbeschäftigt. Durch Vorurteile und Diskriminierung werden sie jedoch auch im Erwerbsleben noch oft benachteiligt. Unternehmen verpflichten sich mit dem Label #positivarbeiten dazu, ein diskriminierungsfreies Umfeld für Menschen mit HIV zu schaffen

von Lisa Janisch , Geschäftsleiterin Aids-Hilfe Graubünden

Dank der medizinischen Fortschritte sind Menschen mit HIV in ihrer Leistungsfähigkeit nicht eingeschränkt und haben die gleiche Lebenserwartung wie Menschen ohne HIV. Unter erfolgreicher Therapie sind die HI-Viren nicht mehr nachweisbar. Darum können Menschen mit HIV das Virus nicht übertragen. 
Dennoch ist Diskriminierung aufgrund von HIV in der Schweizer Arbeitswelt weiterhin eine Realität. Typische Fälle sind Nichtanstellung und Kündigungen wegen HIV – insbesondere in der Gastronomie und im medizinischen Bereich – Mobbing und/oder ungewolltes Outing am Arbeitsplatz oder übertriebene Vorsichtsmassnahmen. 
Deshalb lanciert die Aids-Hilfe Schweiz auf den diesjährigen Welt-Aids-Tag am 1. Dezember das internationale Label #positivarbeiten. Unternehmen verpflichten sich mittels einer Deklaration dazu, ein diskriminierungsfreies Umfeld für Menschen mit HIV zu schaffen. Sie können dieses Engagement durch das Label #positivarbeiten gegen aussen sichtbar machen.

Respekt fördern, ist Führungsaufgabe

Die Betriebskultur wird massgeblich durch die Leitung geprägt. Basis der aktiven Förderung eines respektvollen Miteinanders ist die Gleichbehandlung auch von Menschen mit chronischen Erkrankungen, wie beispielsweise HIV. HIV-positive Bewerberinnen und Bewerber werden nicht anders behandelt. Es wird kein HIV-Test verlangt, weder bei der Einstellung noch bei betriebsärztlichen Untersuchungen. Datenschutzverletzungen werden verhindert, indem die Anmeldeformulare für die Taggeldversicherung und die Pensionskasse direkt dem vertrauensärztlichen Dienst der jeweiligen Organisation zugestellt werden. Die Deklaration für einen respektvollen Umgang mit HIV-positiven Kolleginnen und Kollegen im Arbeitsleben gibt Orientierung. 

Gleichbehandlung für positives Klima

Auch heute haben Menschen mit HIV Angst, sich zu outen, und leiden unter Scham, Schuldzuweisungen und mangelndem Selbstwertgefühl. Individuelle Erfahrungen zeigen, was Stigmatisierung und Ausgrenzung Menschen antun können. Es ist wichtig, dass die aktuellen Informationen über HIV, das Wissen über die Behandlung als Prävention, in der Gesellschaft bekannt sind. 
Zudem braucht es Massnahmen, welche die Gleichbehandlung von Menschen in der Arbeitswelt konsequent fördern und Verstösse dagegen sanktionieren. Wünschbar ist, dass der Satz: «Ich bin HIV-positiv» bei Bedarf angstfrei geäussert werden kann, im Vertrauen darauf, dass diese Aussage keine negativen Konsequenzen hat. Ein entspannter und zeitgemässer Umgang mit Menschen mit HIV löst innere Blockaden und die freigewordene Energie kann für die Arbeit eingesetzt werden. Mitarbeitende, welche Diskriminierung und Ausgrenzung erfahren, können sich in kleinen Firmen an die Vorgesetzten wenden, in grossen Unternehmen werden Beschwerdestellen mit geschultem Personal installiert. Erfahrungsgemäss kann der Schaden für die Betroffenen wie für den Betrieb klein gehalten werden, wenn rasch und professionell gehandelt wird. Ein Gewinn für alle.

Aids-Hilfe Graubünden
Die Aids-Hilfe Graubünden berät und unterstützt Menschen mit HIV und ihr Umfeld und leistet vielfältige Präventionsangebote. 
www.aidshilfe-gr.ch, Telefon 081 252 49 00
www.positiv-arbeiten.ch: Deklaration für Gleichbehandlung von Menschen mit HIV in der Arbeitswelt
Gemeinsam Hoffnung schaffen: Welt-Aids-Tag 1. Dezember ab 17 Uhr, Apéro und Film «The Normal Heart» im Planaterra 11, Chur