von Claudio Cottiati, Bereichsleiter Einsatzprogramme beim Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit Graubünden (Kiga)
Die Einladung zum Vorstellungsgespräch liegt im Briefkasten, resp. in der E-Mail Inbox? Glückwunsch! Die erste Hürde im Rennen um die Ausbildungsstelle oder den gewünschten Arbeitsplatz hat man nun gemeistert. Vor oder bei einem möglichen Vorstellungsgespräch muss man sich jetzt möglicherweise einem Einstellungs-, Kenntnis- oder Persönlichkeitstest, resp. einer Potenzial- oder einer Verhaltensanalyse unterziehen. Eignungstest sind eine von mehreren Methoden für die Feststellung, ob und inwieweit eine Person über die notwendigen Voraussetzungen verfügt, die Eignungsanforderungen eines Bildungsweges zu erfüllen, eine Tätigkeit auszuführen oder von einer Fortbildungsmassnahme zu profitieren.
Man mag sich fragen, warum ein zusätzlicher Eignungstest notwendig ist, wo doch dem Unternehmen bereits die Bewerbungsunterlagen und Zeugnisse vorliegen. Wieso orientieren sich die Arbeitgeber nicht einfach an diesen Zeugnissen und Noten?
Zeugnisse und Diplome sind mit Eintrittskarten ins Berufsleben vergleichbar, die aber alleine oft wenig aussagekräftig sind. Die Arbeitgeber betrachten Zeugnisse, Diplome und Arbeitszertifikate als eine Art Bescheinigung über die Zeit, die man an einer Schule, Universität oder bei einem Arbeitgeber erfolgreich verbracht hat. Aus diesem Grund vertrauen immer mehr Arbeitgeber einem selbst durchgeführten Einstellungstest mehr als Zeugnisnoten oder Arbeitgeberatteste. Denn die Personalverantwortlichen wollen zusätzlich ein detaillierteres Bild des Bewerbers erhalten. Vor allem grössere Firmen bedienen sich dieses zusätzlichen Filters, um den geeigneten Bewerber zu finden.
Auf diese Weise erhalten die Personalverantwortlichen vor allem eine vergleichbare Entscheidungsgrundlage der Kandidatinnen und Kandidaten Diese Tests können zusätzlich aber auch über Fähigkeiten und Persönlichkeitsmerkmale Aufschluss geben, die aus den Bewerbungsunterlagen nicht hervorgehen und oft zu wenig ersichtlich sind. Sie bilden somit eine erweiterte Entscheidungsgrundlage für Fragen wie Selbsteinschätzung, Selbstmotivation, Teamverhalten, bevorzugtes Tätigkeitsgebiet, Verhalten unter Druck, Berufs- resp. Arbeitsausrichtung etc.
Diese Persönlichkeitstests sind letztendlich auch ein Mittel der Firmen, um Zeit und Geld zu sparen. Durch diese Tests erhalten die Arbeitgeber sehr viele Informationen über die BewerberInnen und zukünftige Mitarbeitenden in sehr kurzer Zeit. Lange Einarbeitungszeiten, hohe Ausbildungs- und Personalkosten sind wichtige unternehmerische Faktoren. Eine richtige Personalauswahl ist entscheidend für die Wirtschaftlichkeit, für die Motivation der Mitarbeitenden und für das Image eines Unternehmens. Unzufriedene Lernende brechen die Ausbildung oft ab. Mitarbeitende, die sich am Arbeitsplatz nicht wohl fühlen und ihre Arbeitsaufgaben nicht mögen, sind ineffektiv und wechseln früher oder später das Unternehmen. Unzufriedene Mitarbeitende stören das Betriebsklima, senken die Motivation aller Kollegen und können nicht zuletzt auch negative Aushängeschilder eines Unternehmens sein/werden. Aus diesem Grund repräsentieren Mitarbeitende die Unternehmenskultur und das Image der Firma. Das gilt vor allem bei Mitarbeitenden, die direkten Kundenkontakt haben.
Aus diesen Gründen sind Unternehmen sehr daran interessiert, personelle Fehlentscheidungen möglichst zu vermeiden. Geeignete Bewerberinnen und Bewerber, die wirklich am richtigen Arbeitsplatz sind, sind die Voraussetzungen für ein gutes Arbeitsklima, Zufriedenheit und Motivation aller Mitarbeiter sowie für die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens.
Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit Graubünden (Kiga)
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