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Führung im Zeitalter von Life-Domain-Balance

Veröffentlicht am 05.01.2024
Führung im Zeitalter von Life-Domain-Balance
«Quiet Quitting» ist kein Synonym für die «innere Kündigung»: Es ist ein Spiegel moderner Arbeitswelten. Unternehmen sollten die Chancen, welche solche Vorkommnisse bieten, nutzen, um sich anzupassen und Veränderung aktiv zu gestalten.
von Monika Meiler, Coach/Supervisorin HFP & BSO sowie eidg. dipl. Betriebsausbildnerin

Vor ein paar Monaten wurde „Quiet Quitting“ in der deutschsprachigen Arbeitswelt bekannt. Es beschreibt Mitarbeitende, die – aus Führungssicht – nur noch das absolute Minimum erledigen: Die nicht bereit sind, Aufgaben zu übernehmen, die nicht in ihrer Stellenbeschreibung stehen. Die keine unbezahlten Überstunden machen. Die nicht nach Karriere streben. Die keine zusätzliche Verantwortung übernehmen wollen. Die um 17 Uhr den Stift fallen lassen, ihr Arbeitshandy ausschalten und Beruf und Privatleben klar voneinander trennen.
 
Ist es wirklich Quiet Quitting?
Bisher wurde dieses Mitarbeiterverhalten oft als innere Kündigung bezeichnet. Ein Zustand, in dem die Bindung an das Unternehmen und die Bereitschaft, sich einzubringen, deutlich nachlassen. Wenn man nicht genau hinschaut, kann man beides durchaus miteinander verwechseln. Dabei gibt es einen grossen Unterschied: die zugrundeliegende Motivation. Während jemand, der innerlich gekündigt hat, frustriert, verärgert und unzufrieden ist, sind Quiet Quitter auf der Suche nach Life-Domain-Balance. Es ist also ein stilles Zeichen dafür, dass die Bedürfnisse der Mitarbeitenden nach Autonomie, Anerkennung und angemessener Integration von Beruf und Privatleben nicht erfüllt werden.
 
Life-Domain-Balance gilt als neues Ziel
In der modernen Arbeitswelt sind Führungskräfte mit einem breiten Spektrum an Erwartungen und Bedürfnissen konfrontiert, die Mitarbeitende an ihre Berufe stellen. Diese reichen von der
Suche nach Sinnhaftigkeit und Flexibilität bis hin zu Wünschen nach Stabilität und langfristiger Bindung. Die Herausforderung liegt in der Schaffung einer Life-Domain-Balance (Gleichgewicht zwischen unterschiedlichen Lebensbereichen), die diese Vielfalt an Bedürfnissen berücksichtigt.
Quiet Quitting spiegelt also oft eine bewusste Entscheidung wider, eine Grenze zwischen Beruf und Privatleben zu ziehen und zeigt sich meist in den Generationen Y und Z. Flexible Arbeitszeiten, Möglichkeiten zu Homeoffice und eine Kultur, die auf Vertrauen und Transparenz aufbaut, sind nur einige der Ansätze, um eine effektive Life-Domain-Balance zu fördern, damit Quiet Quitting zu reduzieren und die Bindung zum Unternehmen zu vertiefen.
 
Der feine Unterschied machts
Für Führungskräfte stellt es oft eine subtile, aber entscheidende Herausforderung dar, zwischen Quiet Quitting und innerer Kündigung zu unterscheiden. Das Erkennen dieser feinen Unterschiede erfordert von Führungskräften eine aufmerksame Beobachtung und ein tiefes Verständnis für die Mitarbeitenden. Eine offene und vertrauensvolle Kommunikation ist entscheidend, um die wahren Gründe hinter dem veränderten Verhalten zu verstehen und darauf reagieren zu können. Quiet Quitting und die innere Kündigung sind aber auch Chancen für Unternehmen, sich anzupassen und aktiv zu gestalten. Indem Führungskräfte die Dynamik zwischen den Generationen und die Notwendigkeit einer ausgewogenen Life-Domain-Balance anerkennen, können sie eine zukunftsfähige und resiliente Arbeitskultur aufbauen.

Über Monika Meiler
Nach ihrem medizinischen Basisberuf absolvierte Monika Meiler die Marketingleiterausbildung und war viele Jahre in einem Telekom-Konzern in diversen Funktionen tätig. Heute ist sie als Dozentin, Coach/ Supervisorin HFP & BSO sowie als eidg. dipl. Betriebsausbilderin in der Schweiz, Deutschland und Österreich in den Themengebieten Leadership, Kommunikation, Team, Konflikt, Change unterwegs. 2018 erschien ihr erstes Buch «Steh auf Männchen – Krisenkompetenz für Manager» im Orell Füssli Verlag.


Bild: 123rf