Begeisterte Leader und Manager braucht das Land!
Veröffentlicht am 13.01.2025
Wandern im Kontext zu Leadership und Management.
von Michael Meier, Schulleiter und Dozent an der ibW Höhere Fachschule Südostschweiz
«Wie stehen eigentlich Wandern, Leadership und Management zueinander?», geht mir oft durch den Kopf, wenn ich als Wanderleiter freudig mit einer Gruppe in der freien Natur unterwegs bin. Dabei gewinne ich immer mehr die Gewissheit, dass unglaublich viele Analogien zwischen den vermeintlich sehr unterschiedlichen Themen ‘wandern’ und ‘führen’ bestehen. Als Wanderleiter plane und organisiere ich eine möglichst effiziente und sichere Route, überlege mir, welche Verhältnisse ich unterwegs wohl antreffen werde und wie ich die Teilnehmenden über einen oder mehrere Tage motivieren und inspirieren kann. Ich bin dabei also ‘Manager’ im Sinne von eine Organisation am Laufen halten als auch ‘Leader’ im Sinne von vorangehen, andere begeistern und mitreissen für eine Idee. Schauen wir uns das Zusammenspiel etwas genauer an.
Leadership am Beispiel Wanderleiter-/in
Als Wanderleiter habe ich eine klare Vorstellung, eine Vision davon, was ich mit der Gruppe erreichen möchte. Steht der Gipfel als Tagesziel an oder eher ein besonderes Naturerlebnis? Sollen sich die Teilnehmenden besser kennenlernen und als Gruppe zusammenwachsen oder geht es um individuelle Erlebnisse? Dabei mache ich mir Gedanken über die Herausforderungen des Weges, suche nach möglichen Schlüsselstellen, also Passagen, die eine besondere Knacknuss darstellen könnten und überlege, welche Alternativen Wege zur Verfügung stünden. Leadership ist dabei gefordert, um die Teilenehmenden zu motivieren, zu inspirieren und dazu zu bringen, genauso begeistert wie ich das Ziel anzustreben. Vor, während und nach der Wanderung ist eine klare Kommunikation wichtig, damit sich alle Teilnehmenden richtig informiert fühlen. Dabei brauchen/erwarten aber längst nicht alle Betroffenen dieselbe Menge und Tiefe an Informationen. Als Führungskraft im geschäftlichen Alltag geht um dieselben Fragestellungen: Welches Ziel wollen wir individuell oder als Gruppe erreichen? Wo können Schwierigkeiten auftauchen? Wie wollen wir diesen begegnen? Wann ist unterwegs welche Kommunikation erforderlich, um das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren? Es sind weniger die harten Fakten gefragt als vielmehr die weicheren, das sogenannte Gspüri.
Management am Beispiel Routenplaner/-in
Management auf der anderen Seite umfasst per gängiger Definition alle Aufgaben der Planung, Umsetzung und Kontrolle in einem Unternehmen mit dem Zweck, vorgegebene Ziele zu erreichen. Der/Die Manager-/in ist dabei mit der Aufgabe betraut, für die Erreichung der Ziele zu sorgen. Dafür wird er/sie mit klaren Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten ausgestattet.
Als Wanderleiter bin ich in der Rolle Manager, indem ich für die Zielerreichung die beste Route festlege, die richtige Strategie definiere und mit überlege, welche Ressourcen ich benötige, um das Ziel zu erreichen. Ich kümmere mich darum, dass die Ausrüstung der Wanderung entspricht und kontrolliere unterwegs laufend, ob wir uns weiterhin auf Kurs befinden. Falls nicht, leite ich die erforderlichen Massnahmen ein.
Zusammenspiel Leadership und Management
Während Leadership also mehr darauf abzielt, die Menschen mittels einer Vision und Inspiration zu begeistern, gemeinsam Ziele zu erreichen, geht es beim Management mehr um die Planung, Organisation, Umsetzung und Kontrolle. Eine erfolgreiche Organisation benötigt sowohl starke Leader als auch effektive Manager.
Erkenntnis für Stellensuchende
Wenn eine Person nun mit dem Gedanken spielt, sich um eine neue Stelle zu kümmern, so ist zentral im Vorfeld persönlich die Frage zu klären, ob einen mehr die Rolle als Leader oder als Manager anspricht. Das bedingt, sich immer wieder ehrlich und transparent mit sich und seinen Werten auseinanderzusetzen und die Erkenntnisse schriftlich festzuhalten. Im Laufe eines Lebens ist es normal, dass sich Werte verändern und neue Themen an Wichtigkeit gewinnen. Mal bin ich gerne Mitläufer/-in, mal gerne in der Verantwortung.
Fazit
In der Schule lernen wir unterschiedlichste Theorien kennen zu Themen wie Selbstmanagement, Selbstkenntnis, Kommunikation, Teamführung, Konfliktmanagement oder Präsentationstechnik. Auf einer Wanderung lässt sich dann der Praxistransfer hervorragend üben. In Gedanken können dabei die gelernten Modelle noch einmal durchgegangen und im Gelände direkt angewendet werden. In Ansätzen kann dies auch an Outdoor-Seminaren geübt werden. Je öfter man diesen Transfer übt, desto erfahrener wird man dabei und desto mehr kann man die frische Luft, das einmalige Panorama, den Austausch mit den Gästen geniessen. Kurzum: Desto grösser wird die Freude und Begeisterung am Führen.
In Zeiten steten Wandels, ist es zentral, geerdet im Leben zu stehen, seine Werte, Stärken und Potenziale zu kennen. An der Höheren Wirtschaftsschule Graubünden (www.hwsgr.ch ), bzw. an der ibW Höhere Fachschule Südostschweiz (www.ibw.ch) finden regelmässig ein- und mehrtägige Seminare und Lehrgänge zum Thema «Leadership» und «Management» statt.
Bild: zVg