von Manuela Widera, Betriebsökonomin FH, selbstständige Organisationsberaterin und Coach BSO sowie akkreditierte Beraterin von Gesundheitsförderung Schweiz
Der lösungsorientierte Ansatz, der in verschiedenen Lebenssituationen hilft, wurde von den Psychotherapeuten Steve de Shazer und Insoo Kim Berg in Milwaukee/USA entwickelt. Er wurde zuerst in der Gesprächstherapie angewendet und hat sich mittlerweile in vielen verschiedenen Lebensbereichen, auch in Unternehmen, erfolgreich etabliert.
Eine Herausforderung meistern oder ein Problem lösen, kann auf verschiedene Art angegangen werden. Auf der einen Seite kann in die Vergangenheit geschaut und das Problem analysiert werden.
Andererseits kann der Blick in die Zukunft gerichtet und nach Lösungen gesucht werden. Die beiden Ebenen unterscheiden sich stark. Beim Analysieren des Problems erfährt man immer mehr über das Problem, findet Schuldige und Gründe, warum etwas nicht geklappt
hat und macht sich selber und allenfalls anderen Vorwürfe. Die Gedankenspirale dreht nach unten. Man wird zum Experten des Problems. Beim Wechsel auf die Lösungsebene geschieht Interessantes. Wird der Blick in die Zukunft gerichtet und die Energie in das Finden von Lösungen gesteckt, wird vieles plötzlich klarer. Es entstehen neue Strukturen, Dinge, die vorher unsichtbar waren, werden sichtbar. Es entsteht eine neue Ordnung und Klarheit. Dabei geht es nicht darum, das Problem zu ignorieren und zu leugnen. Vielmehr soll hinterfragt werden, was aufgrund des Problems für die Zukunft gelernt beziehungsweise besser gemacht werden kann.
Beim Finden von Lösungen ist es hilfreich, eine andere Perspektive einzunehmen oder sich in die Sichtweise einer anderen Person zu versetzen. Das hilft, den Blickwinkel zu vergrössern. Damit verändert und erweitert sich die Wahrnehmung. So wird manches sichtbar, was vorher nicht wahrgenommen wurde, jedoch hilfreich für die Lösung ist.
Beim Lösen eines Problems ist es wichtig, das Ziel zu definieren. Was will ich? Was soll erreicht werden? Was soll danach anders sein? Es ist hilfreich, ein möglichst klares Bild der gewünschten Zukunft zu malen. Anschliessend geht es darum, herauszufinden und zu erkennen, was vorhanden ist und was trotz aller Schwierigkeiten bereits oder noch immer funktioniert.
Weiter ist es wertvoll, sich der eigenen bestehenden Möglichkeiten, Ressourcen, Fähigkeiten, Erfahrungen sowie Talente bewusst zu werden (und derjenigen des Unternehmens oder des Teams). Das Erkennen und Wertschätzen von dem, was trotzdem vorhanden ist, kann viel Kraft und Vertrauen schenken – und auch motivierend sein, die nächsten Schritte Richtung Ziel anzugehen. Dankbarkeit für das, was trotz Schwierigkeiten da ist, hilft, neue Energie zu gewinnen.
Auf dem Weg zum Ziel ist es wichtig, sich kleine Schritte vorzunehmen. Erste Erfolgserlebnisse motivieren, weiterzumachen. Grosse Schritte überfordern oft und bergen die Gefahr, zu stolpern. Es geht darum, in kleinen Schritten vorwärts zu laufen, sich über das Erreichte zu freuen, auf gute Art und Weise mit Stolpersteinen umzugehen und sich immer wieder zu fragen, was es noch braucht, um dranzubleiben und weiterzumachen.
Steve de Shazer hat einmal gesagt: «Problem talk creates problems. Solution talk creates solutions.» Über Lösungen zu sprechen und sich in kleinen Schritten auf den Weg machen ist so viel kraftvoller, als über Probleme zu sprechen, diese endlos zu analysieren und dadurch in der Vergangenheit zu verharren – sei es im Unternehmen oder im privaten Bereich.
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